In dieser Woche dominiert die Debatte um die Finanzierung der katholischen Kirche den Blick ins Netz. Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz van Elst, und sein sündhaft teurer Sakral-Neubau liefern den Skandal, den es offenbar braucht, um für das Finanzgebahren der Kirchen und deren Verquickung mit dem Staat – in Deutschland wie in Österreich – zu sensibilisieren.
Dahinter steht bei vielen Kommentatoren Empörung. So wie bei Gernot Hassknecht aus der ZDF-Heute Show:
Ach, wie bescheiden…
…ist doch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Der Erzbischof wohnt noch in einer architektonisch unambitionierten Nachkriegs-Dienstwohnung und lässt sich in einem bescheidenen Volkswagen chauffieren. Das alles weiß Die Presse zu berichten. Schließlich wird in Rom gerade die Kirche der Armen ausgerufen. Immerhin wird nicht verheimlicht, dass es parallel zu dieser offiziellen Bescheidenheit des Erzbischofs auch die weniger öffentlichen Besitzungen des Bistums gibt, über die er persönlich verfügen kann. Eine Jagdvilla, Großgrundbesitz, Palais, Bankbeteiligung, EU-Subventionen: die Mensalien des Bischofs Schönborn machen ihn zu einem der reichsten Österreicher. Das allerdings, schreibt Die Presse nicht.
Die Kirche als Konzern
Der Münchner Focus macht darauf aufmerksam, wie die Kirche durch Verträge mit dem Staat, bzw. mit Staaten, zu einem Milliarden-schweren Wirtschaftsunternehmen wurde. Mit Verweis auf die Recherchen von Carsten Frerk, wird der Vergleich mit dem Börsenwert von Microsoft bemüht, um die Dimensionen des klerikalen Reichtums zu verdeutlichen. Der Hinweis auf kirchliche Finanzierungsmodelle in laizistischen Staaten dürfte die Debatte über das überkommene Finanzkonstrukt der Kirchensteuer befeuern.
Kirchenreichtum im Boulevard
Ein Protzbau erster Güte als Skandal und überraschende Reichtümer der Kirche – das schafft es auch ins Boulevardmagazin des öffentlich-rechtlichen Mitteldeutschen Rundfunks, BRISANT. Der Konflikt zwischen reichen Bistümern und Gemeinden, die immer stärker sparen müssen wird hier zwei Minuten lang beleuchtet.
Der Limburger Protzbau und die Medien
Nachdem das mediale Getöse um das teure Bauprojekt im Bistum Limburg nun schon eine Weile andauert, die Diskussion eine neue Ebene über die Kirchenfinanzierung im Allgemeinen erreicht und auch nach Österreich herüberschwappt, blicken einige deutsche Medien kritisch auf den losgetretenen Furor rund um Bischof Tebartz van Elst.
Der Focus entlarvt die „Hatz“ auf den Bischof als eine Provinzposse. Der Cicero wittert in der Art, wie die Diskussion um den „Bling Bishop“ geführt wird, sogar eine Gefahr für die Demokratie, erinnert aber gleichzeitig daran, dass schon 2009 über den Bischof, seine Selbstverliebthei, und seinen „Hochglanzkitsch“ berichtet worden sei.
Das ZDF Kulturmagazin Aspekte kommt dem Stein des Anstoßes, dem offenbar 31 Millionen Euro teuren Neubau in Limburg, näher, und führt das erste Fernsehinterview mit dessen Architekt Michael Frielinghaus.
http://www.arte.tv/guide/de/050520-000/mea-maxima-culpa
Das Wirtschaftsblatt an der Oberfläche des Skandals
Auch wenn die Debatte um die Kirche, ihre Finanzierung und Reichtümer genau so anhand der Situation in Österreich diskutiert werden muss, beschränkt sich das Wirtschaftsblatt darauf, den „Lebensstil“ deutscher Bischöfe zum Thema zu machen. Welcher Bischof wohnt wie, wer fährt welchen Dienstwagen und welcher ist der Bescheidenste?
Der Wiener Kardinal lässt verlautbaren
Auch die Stimme Christoph Schönborns fehlt nicht im Diskurs um die kirchliche Kassenlage. In seinem Bistum werde sorgsam mit Finanzmitteln umgegangen, stellt er klar. Das mag richtig sein, und für die vielen Gläubigen ist es sicherlich wichtig, dass die Kirche nicht die Seelsorge in den Pfarren und Gemeinden zulasten von Prestigeprojekten vernachlässigt. Auf die Frage nach der staatlichen Alimentierung der Bistümer und ihrer Vermögenssituation geht der Erzbischof allerdings freilich nicht ein.
Bischöfe gehen zur Vorwärtsverteidigung über
Vermutlich aus Sorge, dass die Debatte um den Limburger Bischof auch auf andere Bistümer übergreifen könnte, gehen die Bistümer dazu über, ihre üppige Finanzkraft zu rechtfertigen. Im Kurier heisst es, die Erträge aus dem immensen Forst- und Immobilienbesitz dienten dem Erhalt der vielen Baudenkmäler im Kirchenbesitz.