Zur Erläuterung: „Mensalgüter (lat. Bona mensae oder de mensa, ‚Tafelgüter‘), ist die Bezeichnung für Güter, deren Einkünfte zur Bestreitung der fürstlichen Hofhaltung dienten; im Kirchenrecht diejenigen kirchlichen Güter, deren Einkünfte zum Unterhalt der Erzbischöfe und Bischöfe bestimmt sind.“ Sie sind die letzten Reste des sichtbaren Feudalismus in Österreich.
Zusammenfassend konnten ermittelt werden*:
Bistum Gurk – Bischof Dr. Alois Schwarz | 175 Millionen Euro |
Erzbistum Wien – Kardinal Dr. Christoph Schönborn | 152 Millionen Euro |
Bistum Linz – Bischof Dr. Ludwig Schwarz | 32 Millionen Euro |
Bistum Graz-Seckau – Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl | 29 Millionen Euro |
Bistum St. Pölten – Bischof DDr. Klaus Küng | 19 Millionen Euro |
Erzbistum Salzburg – Erzbischof Dr. Franz Lackner | 6 Millionen Euro |
Bischöflicher Stuhl Eisenstadt – Diözesanbischof Dr. Ägidius J. Zsifkovics | 4 Millionen Euro |
Zusammen | 417 Millionen Euro |
* die Angaben sind Mindest-Schätzungen, und unvollständig, weil die Bistümer bisher keine Daten zur Verfügung gestellt haben, obwohl immer wieder von einer Transparenzdatenbank die Rede ist.
Quelle: „Gottes Werk und unser Beitrag – Kirchenfinanzierung in Österreich“ von Carsten Frerk, Christoph Baumgarten, Czernin Verlag, 2012, kirchenfinanzierung.at
Diese 417 Millionen Euro Vermögen sind somit als Mindestwert zu betrachten, der realiter noch um einiges höher sein wird, wenn die Bischöflichen Stühle bzw. Bistümer ihre Vermögensbestände offen legen würden.
Insofern ist jede Darstellung, dass innerhalb der katholischen Kirche (abgesehen von den Orden) kein kapitalisierbares profanes Vermögen vorhanden sei, als Legende zu bezeichnen.
Welche Renditen mit diesem Vermögen zu erwirtschaften sind, lässt sich nur insoweit abschätzen, dass sie vermutlich im unteren zweistelligen Millionenbereich liegen. Fortwirtschaft erbringt nur eine Rendite von 0,5 bis drei Prozent, so dass der Wert vermutlich zwischen zehn bis maximal zwanzig Millionen Euro liegt. Das ist zwar auch eine schöne Summe Geld, aber eben nicht die dreistellige Millionenzahl, die herumgeistert.
Zu den historischen Besonderheiten der Mensalgüter zählt u. a. die Rolle, die zwei Mensalgüter von 1939 bis 1945 innehatten. Im Unterschied zur Beschlagnahmung der Gutsbetriebe aller Stifte und Klöster in der Steiermark blieb das Mensalgut Seggauberg in der Obhut des Seckauer Fürstbischofs Ferdinand Praßl. Zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft wurde es als Saatgutvermehrungsstelle eingesetzt und beschäftigte schließlich, nachdem die anfangs vom Wehrdienst befreiten Mitarbeiter zum Kriegseinsatz eingezogen worden waren, auch NS-Zwangsarbeiter.
Auch auf dem Mensalgut Obersiebenbrunn des damaligen Erzbischofs von Wien, Theodor Innitzer, wurden jüdische Zwangsarbeiter eingesetzt.