Die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt begrüßt den Vorschlag von Waltraud Klasnic, eine staatliche Stelle für alle Missbrauchsfälle in Österreich zu installieren. „Wir würdigen Klasnics Engagement und letztlich auch ihr ehrliches Zugeben, dass sie mit ihrer Kommission gescheitert ist“, sagt Plattform-Vertreter Sepp Rothwangl. Es wurden seit April 2010 nur 435 von 1.058 Fällen bearbeitet. Zwischen dem Anspruch zu helfen und den Vorgaben der Kirche, Betroffene so billig wie möglich abzufertigen sowie prominente Täter zu schützen, konnte Klasnic nur scheitern. Nun sollten alle Fälle von einer unabhängigen, völlig neu besetzten Kommission übernommen und (so die Betroffenen das wollen) erneut und unabhängig bewertet werden. Es muss transparent gemacht werden, nach welchen Kriterien die Anerkennung als Opfer und in Folge eine Entschädigung erfolgt. „Alle Daten zu Tätern und Opfern müssen in einen Informationspool fließen, weil wir viele Hinweise darauf haben, dass Betroffenen zwar von Kardinal Schönborns eingesetzter Kommission entschädigt wurden, deren Peiniger aber unbehelligt im Amt verbleiben“, so Rothwangl weiter: „Das ist nicht nur für die Betroffenen ein Affront – diese Kirchenangehörigen stellen auch ein erhebliches Gefährdungspotenzial dar, weitere kirchliche Opfer sind die Folge.“
Betroffene müssen zentral eingebunden werden
Für die Akzeptanz und Glaubwürdigkeit einer neuen Kommission müssen nun endlich auch Betroffene und deren Vertreter einbezogen werden. Dass eine solche Kommission in einem ÖVP-Ministerium angesiedelt ist, ist aufgrund der starken Verflechtung der Partei mit der Kirche undenkbar. Sinnvoll wäre eine Einbettung in die Volksanwaltschaft. Zusätzlich ist die Einbindung internationaler Experten notwendig, um die Neutralität der Kommission sicherzustellen und auch dem internationalen Ausmaß der Verbrechen Rechnung zutragen. (So wurden viele kirchliche Täter, als die Übergriffe durch Versetzungen weitergingen, ins benachbarte Ausland oder in die Mission verabschiedet). Ausdrücklich begrüßt die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt den Vorschlag von Kurt Scholz. Dieser forderte Anti-Missbrauchs-Schulungen für alle, die mit Kindern arbeiten sowie Bundesförderungen für Selbsthilfegruppen von Missbrauchs- und Gewaltopfern. „Viele Überlebende von sexueller Gewalt würden sich ähnlich wie Holocaust-Überlebende dafür mit ihren Erfahrungsberichten zur Verfügung stellen, um damit wenigstens nachträglich ihrem sinnlosen Leid ein wenig Sinn zu finden und für eine bessere Zukunft unserer Kinder beizutragen“ so Rothwangl abschließend.
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