SN, 6.6.2012
Sechs Priestern der Erzdiözese Salzburg wird Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorgeworfen. Die Namen der Priester übermittelte die Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ an Erzbischof Kothgasser – dieser soll nun handeln.
Die Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ hat dem Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser in einer Aussendung sechs Namen von Priestern genannt, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden. Keiner der genannten Namen ist neu.
Die Liste nennt nur jene beschuldigte Priester, die noch aktiv im Dienst sind, oder deren Verbleib ungewiss ist, erklärt Philipp Schwärzler, tätig bei der Plattform für „Betroffene kirchlicher Gewalt“. Der Plattform fehlen oft Informationen zu den Beschuldigten. „Wir können ja nicht in die Kirchenarchive schauen“, so Schwärzler , gegenüber den SN.
Deshalb erfolgte die Aussendung an Erzbischof Kothgasser und andere Diözesen Österreichweit. Erzbischof Kothgasser soll, wie die anderen Erzbischöfe auch, ermitteln, Konsequenzen ziehen und bis Ende Juli über die Ergebnisse informieren.
Von den sechs Beschuldigten in Salzburg ist einer bereits aus dem Orden ausgetreten, ein weiterer in Pension, ein anderer ist als Sakristeidirektor tätig, ein weiterer gilt als verschollen und zwei Beschuldigte sind noch in der Seelsorge tätig.
Die ihnen vorgeworfenen Fälle sind meist verjährt, liegen Jahrzehnte zurück. Bis auf einen Fall, der sich zwischen 1990 und 2000 ereignet haben soll. Betroffen war eine weibliche Person, der die Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ geraten hat, sich an die zuständigen Stellen in Salzburg zu wenden. Ob der Fall dann weiter verfolgt wurde und der Priester zur Rechenschaft gezogen wurde, ist nicht klar. Besonders in diesem Fall ist schnelles Handeln Kothgassers gefragt.
Aber nicht nur vom Salzburger Erzbischof wird schnelles Handeln verlangt. Die Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ sandte österreichweit die Namen von 40 Personen aus, denen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorgeworfen wird. Es handelt sich dabei um 35 Priester, davon 17 Ordenspriester, zwei nicht geweihte Ordensangehörige und drei Laienmitarbeiter.
Mehr beschuldigte Priester und Ordensangehörige als die Erzdiözese Salzburg hat nur jene in Wien (11) und jene in Graz-Seckau (7).
Die genannten Namen stammen aus Aussagen von Betroffenen, die sich bei der Plattform gemeldet haben. Mehr als 400 Meldungen gingen allein seit März 2010 ein. Besonders alarmierend ist, dass laut der Plattform die zuständigen Stellen bereits über zwei Drittel dieser Fälle informiert sein sollen, viele der Beschuldigten jedoch immer noch ehrenvolle Ämter bekleiden und teilweise auch priesterliche Funktionen ausüben.
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