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Initiative gegen Kirchen-Privilegien
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Beschneidungen „gängig“, Ärzte bestreiten

salzburg.orf.at, 24.7.2012

In Salzburg seien rituelle Beschneidungen jüdischer oder muslimischer Jungen beim Arzt oder im Krankenhaus gängige Praxis, sagen Integrationsbeauftragte und die islamische Religionsgemeinschaft. Doch Ärzte und Landeskliniken bestreiten das.
Seit ein Gericht in Köln in einem Urteil die rituellen Beschneidungen als Körperverletzung eingestuft wird, wird auch hierzulande diskutiert. In Österreich sind Beschneidungen per Gesetz ausdrücklich erlaubt, wenn sie dem Willen der Eltern entsprechen. Das neue verschärfte Gesetz zu Schönheitsoperationen klärt die rechtliche Lage eindeutig. Zwar wird die Beschneidung von Kindern dort strafrechtlich als Körperverletzung eingestuft. Die Religionsfreiheit stehe aber eindeutig darüber, sagen Experten. Das Thema ist in Paragraph 7 festgelegt.

Neues Gesetz ab Anfang 2013
Johannes Barth von der Salzburger Ärztekammer betont jedoch, dass mit 1. Jänner 2013 ein neues Gesetz in Kraft trete: Dabei sind dann Operationen – ohne medizinische Indikation, oder zu kosmetischen Zwecken – bei allen definitiv verboten, die jünger sind als 16 Jahre.

Landeskliniken und Urologen dementieren
Die Salzburger Landeskliniken versichern jedoch, Beschneidungen würden dort nur aus medizinischen Gründen durchgeführt. Auch Salzburgs Urologen bestreiten, rituelle Beschneidungen vorzunehmen, wie deren Sprecher Walter Hauser betont.
Muslime: „Bis jetzt überhaupt nicht angefochten“
Dennoch schildern Muslime in Salzburg, dass ihre Söhne hier sehr wohl bei Ärzten und in Krankenhäusern beschnitten werden. Das sei gängige Praxis, sagt Erkan Erdemir, der Vorsitzende der islamischen Religionsgemeinschaft in Salzburg: „Die Muslime oder Juden lassen das sowieso hier machen und bis jetzt wurde das überhaupt nicht angefochten. Aber diese ausländische Debatte hat den Ärzten ein bisschen Bedenken bereitet – und vielleicht sagen sie deswegen, dass sie’s hier nicht machen.“
Auch Anja Hagenauer vom Integrationsbüro der Stadt, auch SPÖ-Intergrationssprecherin, bestätigt diesen Eindruck: „Ich kenne jetzt Musliminnen und Muslime seit über 20 Jahren sehr gut – das ist quasi Normalität in Salzburg. Das, was ich von meinen Freundinnen und Freunden sowie Bekannten weiß, ist, dass man ganz normal zu einem Arzt geht und es beim Arzt machen lässt – unter lokaler Betäubung. Oder man lässt sich ins Krankenhaus überweisen.“
Landeshauptfrau lehnt Verbot ab
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) spricht von einem Dilemma. Sie persönlich sehe rituelle Beschneidungen sehr kritisch, lehne aber Verbote ab. Denn dann würden sie unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen im Hinterhof durchgeführt werden, schreibt Burgstaller in einer Stellungnahme auf ORF-Anfrage.
Der Voralberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) jedoch hat Ärzten und Krankenhäusern in seinem Land geraten, von rituellen Beschneidungen solange Abstand zu nehmen, bis die rechtliche Lage geklärt ist – mehr dazu in Vorläufiges Aus für Beschneidungen (vorarlberg.ORF.at, 24.7.2012).