(Leoben, Wien, 19.2.14) Im Missbrauchsskandal von Stift Admont werden die Opfer weiterhin verhöhnt, das Gerichtsverfahren wird weiter zum OGH verschleppt. Die Vorgeschichte: Jener Betroffene, der den Klagsweg beschritten hat, ist gemeinsam mit anderen Ex-Zöglingen vor mehr als 40 Jahren durch die Hölle gegangen: Schläge bis zur Bewusstlosigkeit und rituelle Vergewaltigungen zählten seinen Angaben zufolge zum Alltag, bis heute leidet der Kläger unter den Folgen der schweren, damals zugefügten Verletzungen. Besonders empörend: Beide pädokriminellen Padres waren bis 2013 in steirischen Gemeinden in Amt und Würden und hatte also auch mit Kindern und Jugendlichen Kontakt.
Täter bis vor kurzem als Priester aktiv
Erst zu Prozessbeginn wurden diese “pensioniert”. Und das, obwohl sowohl der zuständige Bischof Kapellari als auch Kardinal Schönborn schon Jahre zuvor über die Straftaten informiert worden waren (schriflich, Erhalt der Briefe wurde bestätigt), ja es lag sogar ein öffentliches Schuldeingeständnis der Täter vor: Beide beschuldigte Padres hatten März 2010 im Nachrichtenmagazin „profil“ ihre Taten zugegeben. Auch die Klasnic-Opfer-Kommission hatte zwei Betroffenen nach langem Zögern und anfänglicher Ablehnung eine (angesichts der Ungeheuerlichkeit der Verbrechen vergleichsweise geringe) Entschädigung zugestanden.
Befangener Richter?
Vergangenes Jahr hat ein Richter des Landesgericht Leoben die Klage gegen das Stift und die beschuldigten Täter in erster Instanz abgewiesen. Dessen „Urteil“ zufolge haftet nämlich der Staat für die möglichen Übergriffe, nicht die Täter. Der urteilende Richter ist übrigens -lt. eigenen Angaben- selbst Absolvent einer steirischen Benediktinerschule, sein Sohn soll in den Genuss eines Stipendieums des Stiftes Admont gekommen sein – eine schiefe Optik. Folgerichtig wurde dieses absurde Urteil vom Oberlandesgericht Graz in allen Punkten aufgehoben.
Zynische Verschleppungstaktik
Nun hat Admont klammheimlich einen Rekurs beim OGH beantragt, womit der Zivilprozess weiter verzögert werden wird. „Verschleppungstaktiken wie diese sind charakteristisch für das Vorgehen der römisch katholischen Kirche“, ärgert sich Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. „Dieses Taktieren des Stiftes dient dem Zweck, Verantwortung abzuschütteln und Betroffene, die den Mut und die Mittel aufbrachten, Gerechtigkeit bei Gericht zu erkämpfen, einzuschüchtern nach dem Motto: Ihr könnt euch bei Schönborns Klasnic-Opfer Kommission ein paar Kirchenalmosen holen. Wenn ihr euch jedoch erdreistet, mehr zu wollen, werden wir das Verfahren so lange verzögern, bis euch Geld und Nerven ausgehen“, schließt Rothwangl. Allerdings zeigt sich Rothwangl zuversichtlich, dass ähnlich wie in den Missbrauchsverhandlungen von Mehrerau, letztlich dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren wird.