Bischof Kapellari verlangt von seiner Kirche ökonomische Sachkompetenz
Der Grazer Bischof Egon Kapellari hat es nicht gern, wenn innerkirchliche Kritik nach Außen dringt. Bischöfe neigen bekanntlich nicht unbedingt dazu, sich klar und deutlich auszudrücken. In seinem aktuellen Hirtenbrief jedoch tut Kapellari genau das: „Nicht alles, was im Mantel des Prophetischen an innerkirchlicher Kritik daher kommt und publizistisch gefördert, da und dort auch mit Applaus bedacht wird, ist aber wirklich prophetisch. Manches ist einfach maßlos überzogen und lieblos,“ lässt er seine Diözese wissen. „Mit Charismen begabte Christen können sich aneinander reiben, aber sie sind jedenfalls dazu berufen, verantwortungsvoll mit ihrem Charisma umzugehen, um der Kirche und der ganzen Gesellschaft wirklich zu helfen und nicht trotz guter Absichten mehr zu schaden.“ Christen mit Charisma dürfen sich über die Kirche streiten, aber bitte nur so leise, dass es der Kirche nicht schadet. Die von Papst Franziskus angemahnte Debatte um kirchliche Armut möchte Kapellari allerdings führen. Wenn er dabei ökonomische Sachkompetenz fordert, und meint, Idealismus und Altruismus reichten nicht aus, dann klingt der Bischof schon ganz nach dem, was er auch ist: ein Manager mit recht weltlichen ökonomischen Interessen: „Darüber hinaus müssen wir als Christen beharrlich an einer Verbesserung wirtschaftlicher und sozialer Strukturen im Dienst von Gerechtigkeit und auch Liebe mitarbeiten. Freilich braucht man dazu nicht nur viel Idealismus und Altruismus, sondern auch viel ökonomische Sachkompetenz. Gut gemeint muss da nicht schon gut sein. Wir gehen in der Steiermark verantwortungsbewusst mit den uns anvertrauten materiellen Mitteln um. Wir verstecken dabei nichts und sollten erwarten dürfen, dass mit diesen Tatsachen allseits fair umgegangen wird.“
Wenn die Kirchen leer bleiben, liegt das für Manche nicht an der Kirche
Für den Kurier hat Michael Berger herausgefunden, weshalb die Anzahl der KirchengängerInnen in Wien Mariahilf stark nachlässt. Schuld ist angeblich die Lage der Kirche Maria vom Siege. „In unmittelbarer Nähe liegt die größte Abtreibungsklinik der Stadt und das im Umfeld angesiedelte Rotlicht-Milieu ließ die wenigen verbliebenen Gläubigen in andere Pfarren abwandern,“ heisst es in seinem Artikel. Dass rund um den Mariahilfer Gürtel zu den Gottesdienstzeiten am Sonntagvormittag für die KirchengängerInnen in der Regel weder mit Belästigungen durch das Rotlicht-Milieu noch durch BesucherInnen des Ambulatoriums Gynmed zu rechnen ist, scheint dabei keine Rolle zu spielen.
Auch Gottesdienste in anderen Kirchen locken immer weniger Gläubige an. Die Kirchenaustritte verharren auf konstant hohem Niveau, und auch immer weniger junge Männer können sich für das Priesteramt begeistern. Das alles scheint für Berger in keinem Zusammenhang mit der Entwicklung in Mariahilf zu stehen.
Die Kirche und ihr unübersichtliches Vermögen
Die Debatte um die Finanzen der Kirche lenkt den Fokus auf die Unübersichtlichkeit ihrer Vermögenssituation. Seit dem vergangen Jahr veröffentlicht die katholische Kirche die Einnahmen und Ausgaben ihre Diöszesen im Internet. Was die Vermögenswerte betrifft, hüllt sich der Klerus jedoch weiterhin in Schweigen. Die Intransparenz der Kirche wird auch durch ihre komplexe Struktur begünstigt. Schließlich besteht sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Institutionen und Rechtskörper, die teilweise mit antiquierten Buchhaltungs-Methoden arbeiten. Der ORF macht darauf aufmerksam, wie wenig man deshalb über das Immobilienvermögen der Kirchen erfährt.
An Transparenz kommen die Bischöfe nicht vorbei
„Schamhaft“ nennen die Salzburger Nachrichten das Schweigen der Kirche über ihr Vermögen. Dass das Thema Transparenz auch für die österreichischen Bischöfe zum Thema wird, wenn sie Anfang November zu ihrer Herbstsession zusammenkommen, darf angenommen werden. Dass der deutsche Bischof Tebartz van Elst dazu wohl ähnlich viel beigetragen hat, wie Papst Franziskus, werden die Bischöfe wohl kaum zugeben.