Was hat sich in den vergangenen Tagen getan, in Sachen Laizismus, Glauben, Kirche? Der Überblick:
Israel empört sich über Resolution zur Beschneidung
Die Parlamentarische Versammlung des Europarats ist eine bemerkenswerte politische Einrichtung, und das älteste Gremium seiner Art auf europäischer Ebene. Die Vertreterinnen und Vertreter von 47 europäischen nationalen Parlamenten beraten in der Parlamentarischen Versammlung mit Sitz in Straßburg allerhand Themen von europäischem Interesse. Das politische Gewicht der Versammlung allerdings, ist eher gering, sieht man einmal von der Wahl der Richter des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ab.
In der vergangenen Woche beschloss das Gremium mit 77 zu 19 Stimmen bei 12 Enthaltungen die Resolution zum „ Children’s right to physical integrity“, in der zu einer öffentlichen Debatte über die Praxis der Beschneidung von Jungen und Mädchen aus religiösen Gründen aufgerufen wird. Darin ist die Rede von der „Verletzung der physischen Integrität“ der Kinder.
Die israelische Regierung richtete daraufhin die Forderung zur Rückname der Resolution an den Europarat. Yigal Palmor, Sprecher des israelischen Außenministeriums in Jerusalem, ließ verlautbaren: „Diese Resolution wird einen Schatten auf den Europarat und fördert Hass und rassistische Tendenzen in Europa.“ Die Beschneidung von Jungen sei „von Alters her Teil der religiösen Traditionen zweier wichtiger Religionen, des Judentums uns des Islams.“
Während die Resolution ein eindeutiges Verbot der rituellen Beschneidung von Mädchen fordert, wird für die Beschneidung von Jungen gefordert, klare Vorschriften für die medizinischen und hygienischen Standards zu finden. Im Judentum wird Jungen traditionell am achten Tag nach der Geburt die Vorhaut des Penis entfernt. Diese Praxis ist auch in Österreich straffrei.
Schon im letzten Jahr hatte die Beschneidungspraxis in Islam und Judentum in Deutschland eine Debatte ausgelöst, nachdem eine Gericht die Beschneidung als Körperverletzung bewertet hatte.
Neues vom Papst
Der immer noch neue Papst Franziskus hat wieder ein Interview gegeben, berichtete der Standard. Dieses Mal einer Tageszeitung. Darin wettert er gegen die Selbstbezogenheit des Vatikan und der Kurie der Katholischen Kirche.
Papst Jorge Mario Bergoglio hatte sich offenbar selbst um das Gespräch mit dem agnostischen Herausgeber der linksliberalen Tageszeitung Repubblica, Eugenio Scalfari, bemüht. Der erklärte dem Papst, wie wenig er für der Klerus übrig habe, und bekam vom Papst als Antwort: „Das passiert mir auch. Wenn ich einen Klerikalen vor mir habe, werde ich schnurstracks antiklerikal. Klerikalismus sollte eigentlich nichts mit dem Christentum zu tun haben.“ Der Papst wettert gegen den Klerus? Interessant. Das vollständige Interview in italienischer Sprache findet sich übrigens hier.
Vatikanbank veröffentlicht erste Bilanz – nach 125 Jahren
Mit der IOM verfügt der Vatikan über eines der verschwiegensten en Bankhäuser der Welt, und das soll sich offenbar langsam ändern. In der vergangenen Woche veröffentlichte das von Skandalen umgebene Bankhaus zum ersten mal seit 125 Jahren eine Bilanz. Und prompt kommt eine Woche später ans Licht, dass um die 1000 Konten geschlossen werden sollen, deren Inhaber keine Berechtigung zum Führen eines Kontos bei dem klerikalen Geldinstitut haben, bzw. bei denen unklar ist, woher die Einlagen überhaupt stammen.
Und wieder neues aus Limburg
Seit Monaten sorgt Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im deutschen Bistum Limburg für Ärger. Der Kirchenmann scheint den Versuch zu unternehmen, die Grenzen kirchlicher Verschwendung von Steuergeld auszuloten. Der äußerst üppig geratene Bischofssitz, den er in Auftrag gegeben hat, und der seit Monaten für Aufregung sorgt, wird nun offenbar dreimal so teuer, wie zunächst geplant. Statt 10, kostet er wohl um die 31 Millionen Euro, berichtet Spiegel Online.