Was hat sich in den vergangenen Tagen getan, in Sachen Laizismus, Glauben, Kirche? Der Überblick:
Ein Kardinal, ein Bischof und der Mammon
Für seine „Gedanken zum Evangelium“ vom letzten Wochenende hat Kardinal Schönborn sich ein Gleichnis herausgesucht, um die Gläubigen an den richtigen Umgang mit Geld zu erinnern. „Jesus ist überzeugt, dass sich im Umgang mit dem Geld auch der Charakter des Menschen zeigt: ,Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den Großen.’ Damit stellt Jesus aber das Geld an den richtigen Platz: Es gehört zu den ,kleinsten Dingen’ und darf nicht den ersten Platz bekommen.“ So heisst es da. Soweit so gut. Im Umgang mit Geld zeigt sich der Charakter des Menschen. Sehr richtig. An der Stelle sei an den Limburger Bischof Tebarz van Elst erinnert. Was der deutsche Kirchenmann so treibt, im kirchlichen Umgang mit (Steuer)Geld, hat der Südwestdeutsche Rundfunk zusammengefasst. Kardinal Schönborn jedenfalls zieht aus dem zitierten Gleichnis auch den Schluss auf die Klugheit des Betrugs. Er findet das immerhin selbst schockierend. Das zitierte Gleichnis vom Betrüger, der mit unterschlagenem Geld für schwere Zeiten vorsorgt, heisst es da, „passt gut in die Zeit heutiger Finanzskandale, wo so manche versuchen, auf Kosten der Allgemeinheit ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Was ist daran lobenswert? Nicht der Betrug, sondern die ,Klugheit’, sich ,Freunde’ zu machen für schlechte Zeiten.“ Zum „lobenswerten“ Betrug gibt es zum Glück nicht nur die kirchliche Deutung, sondern auch eine strafrechtliche.
Die Parteien und ihr Verhältnis zur Religion
Die Initiative zur Entflechtung von Staat und Religion hat pünktlich zur gestrigen Nationalratswahl die Parteien zu deren Einstellung zur Laizität befragt. Die Ergebnisse wurden anschaulich in Form eines Netzdiagramms dargestellt. Ihre Wahlentscheidung haben nun all jene, die wählen, bereits getroffen. Interessant bleiben die Ergebnisse des Religiometers trotzdem.
Eine christliche Hardlinerin in der ÖVP
Die Wiener ÖVP-Politikerin Gudrun Kugler hat auf dem 20. Listenplatz der Wiener Christsozialen für den Nationalrat kandidiert. Christoph Baumgarten stellt die Aktivistin näher vor. Die vehemente Abtreibungsgegnerin gehört zu den fundamentalsten unter den christlich motivierten Politikerinnen in der österreichischen Glaubenslobby. Via Facebook und Twitter, wo sie als @OIDACEurope für die Initiative ,Intolerance against Christians’ und als @kathTreff für ‚Die Community für Partnersuchende, die Glauben und Werte miteinander teilen möchten’ twittert, hat sie eine eigene Vorzugsstimmenkampage betrieben. Die Nachricht zum Schluss: Gudrun Kugler wird dem neuen Nationalrat nicht angehören.
Der Vatikan bei der UNO
Die amerikanisch Bürgerrechtsorganisation Catholics for Choice hat einen kritischen Blick auf die Rolle, die der Heilige Stuhl als Völkerrechtssubjket mit Beobachterstatus bei der UNO spielt, geworfen. Den konservativen Einfluss, den der Vatikan international geltend macht, stellt die Organisation in einem sehenswerten Video dar.
The Holy See at the United Nations: Church or State? from Catholics for Choice on Vimeo.
Syrische Flüchtlinge, handverlesen von der Kirche
Der Skandal darum, welche syrischen Bürgerkriegs-Flüchtlinge in Österreich bevorzugt Asyl finden, erlebte in der vergangenen Woche eine Steigerung. Nachdem die Regierung ohnehin schon eine moralisch fragwürdige Politik vertritt, wonach christliche Flüchtlinge bevorzugt behandelt werden, stellte sich heraus, dass die Flüchtlinge, die nach Österreich reisen dürfen, sogar von der Kirche selbst ausgewählt werden. Der ORF berichtete.
Ein pädophiler Kirchenmann mehr
Und dann war da noch eine Meldung aus dem Vatikan. Papst Franziskus hat Gabino Miranda, den Weihbischof der peruanischen Diözese Ayacucho, wegen „Verstößen gegen das sechste Gebot“ mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben. Gegen den Geistlichen wird wegen sexueller Übergriffe staatsanwaltschaftlich ermittelt. Anzeige erstattet, hat bisher allerdings keines der Opfer.