kurier.at, 1.8.2012
„Mit Folter vergleichbar“ bis „kein psychischer Schaden“: Die Medizin hat keine einheitliche Meinung zur Beschneidung.
Seit ein deutsches Gericht Beschneidungen ohne medizinische Notwendigkeit als Körperverletzung eingestuft haben, wird die Diskussion sehr emotional geführt. Zeit, sich dem Thema unaufgeregt zu nähern: Nun melden sich auch österreichische Mediziner deutlich zu Wort.
Primar Karl Pummer, Präsident der Gesellschaft für Urologie, beginnt trotzdem auf der nicht-medizinischen Ebene. Er sieht vor allem einen rechtlichen Disput. „Da kollidieren zwei Grundrechte: Das Recht auf Religionsfreiheit und das Recht auf die körperliche Unversehrtheit des Kindes. Politik und Gesellschaft müssen hier für Rechtsklarheit sorgen.“
Für seinen Kollegen Florian Wimpissinger, Urologe in der Wiener Rudolfstiftung, ist die fachlich „Zirkumzision“ genannte Beschneidung von Buben ein „massiver Eingriff“, der schwere Folgen für das spätere Sexualleben und den Selbstwert haben kann. Er verweist auf Studien mit beschnittenen Babys, deren Ausschüttung des Stresshormons Cortisol vergleichbar hoch wie bei gefolterten Häftlingen sei. „Beschneidung ist also durchaus mit Folter vergleichbar.“
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