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Initiative gegen Kirchen-Privilegien
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Initiative gegen Kirchen-Privilegien

ORF und Medien

  • Der ORF ist per Vertrag gezwungen, ausführliche Religionssendungen auszustrahlen.
  • Kirchenvertreter haben per Gesetz einen Sitz im Stiftungs- und Publikumsrat des ORF
  • Kirchenvertreter haben per Gesetz einen Sitz im Beirat der KommAustria.
  • das Niederösterreichische Pressehaus gehört zu 54 % der
    Diözese St.Pölten, weiters hat die Kirche Anteile an der Styria Medien AG (verlegt Presse, Kleine Zeitung, Wirtschaftsblatt u.v.a.)

Wir fordern

  • Reduzierung der Sendeminuten im ORF
  • Keine weiteren Belangsendungen im ORF
  • Kontrolle durch den Staat

Der ORF ist per Vertrag gezwungen, ausführliche Religionssendungen auszustrahlen.
Kirchenvertreter haben per Gesetz einen Sitz im Stiftungs- und Publikumsrat des ORF. Bei der Programmplanung müssen religiöse Inhalte berücksichtigt werden.
Kirchenvertreter haben per Gesetz einen Sitz im Beirat der KommAustria.

Kostenlose Senderechte in den Medien
Betrachtet man aus säkularer Sicht die Religionssendungen im ORF als kostenlose Belangsendungen für die Kirchen, dann wäre zu klären, ob es möglich ist, einen Kostenwert zu berechnen, welcher der Kirche erspart bleibt. Die ‚Wertschätzung‘ hat einen Mindestwert von rund 10 Millionen Euro.
Jeden Sonntag um Punkt 10:00 Uhr beginnt die regionale Radio-Live-Übertragung des (meist katholischen) Gottesdienstes; Über ein Dutzend Mal jährlich erstrahlen Gottesdienste, Predigten und Segnungen auch vom Fernsehapparat. Zahlreiche Programme – über die gesamte Woche verteilt –  beschäftigen sich meist wohlwollend mit religiösen Inhalten und selbst die „normale“ Berichterstattung ist spürbar vorsichtig, wenn es um Themen geht, die den gesetzlich anerkannten Kirchen-  und Religionsgesellschaften zuzuordnen sind.
Dies ist auch leicht erklärbar, denn sowohl im Leitungs- und Überwachungsorgan als auch in der Zuschauer- und Zuhörervertretung des staatlichen Rundfunks sind für Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche per Gesetz Plätze reserviert.

Dass die chronisch defizitäre, von der öffentlichen Hand abhängige Einrichtung sich zusätzlich als großzügige Sponsorin der „Langen Nacht der Kirchen“ – dem wichtigsten jährlichen Selbstdarstellungsevent der Kirchen Österreichs – präsentiert, ist selbstverständlich. Diese kirchliche PR-Veranstaltung war dem staatlichen Rundfunk im Jahr 2010 gleich sieben TV-Berichte, zahlreiche Radio-Reportagen und nicht weniger als zehn Online-Berichte wert. Den Höhepunkt der, aus säkularer Sicht, religiösen Zwangsbeglückung liefern jedoch, Jahr für Jahr, die Feiertagsprogramme, insbesondere zu Weihnachten und Ostern; da gibt es für Konfessionsfreie ZuhörerInnen und ZuseherInnen kein Entkommen. Ganz im Gegenteil: sie müssen das frömmelnde Programm mitfinanzieren, Weltanschauung egal.

Die Religionssendungen des ORF im Fernsehen:

  • „kreuz und quer“ (Jeden Dienstag im ORF 2, 2 Wiederholungen),
  • „Orientierung“ (Jeden Sonntag im ORF, 2 Wiederholungen)
  • „Was ich glaube“ (Sonn- und Feiertags),
  • „Feierabend“ (Jeden Feiertag), Gottesdienste im ORF (16 Std pro Jahr),
  • „Heilige Orte“ (30 Std pro Jahr)
  • „Religionen der Welt“ (jeden Sonntag).

In Summe: Im Jahr 2010 nennt der ORF 186 Stunden, nach eigener Berechnung, inklusive der Wiederholungen, werden es 2012 rund 310 Std. pro Jahr sein.

Religion im ORF Radio:

  • „Einfach zum Nachdenken“ (Sonntag bis Freitag im Ö3),
  • „Erfüllte Zeit“ (Sonntag und Feiertags, Ö1),
  • „Gedanken für den Tag“ (Montag bis Samstag, im Ö1),
  • „Morgengedanken“ (jeden Tag in allen Regionalradios),
  • „Motive“ (Jeden Sonntag im Ö1),
  • „Praxis“ (Jeden Mittwoch im Ö1),
  • „Religion Aktuell“ (Montag bis Freitag, im Ö1),
  • „Religion auf Ö3“ (Jeden Sonntagmorgen),
  • Evangelische Gottesdienste (5 mal jährlich), Katholische Gottesdienste (Sonn- und Feiertags, auf allen Regionalradios),
  • „Logos“ (Jeden Samstag auf Ö1),
  • „Memo“ (An Feiertagen auf Ö1),
  • „Tao“ (Jeden Samstag auf Ö1),
  • „Zwischenruf“ (Jeden Sonntag auf Ö1).

In Summe (2012): rd. 840 Std. pro Jahr.
Innerhalb der Programmdirektion Fernsehen (FP) des ORF besteht eine eigene Abteilung für Religion (FP 8) ebenso wie die Hauptabteilung 4 „Religion“ für die Radioprogramme, vor allem Ö1.
Das alles hat eine Grundlage in den „Allgemeinen Richtlinien des Österreichischen Rundfunks (ORF) für Programmgestaltung, Programmerstellung und Programmkoordinierung in Hörfunk, Fernsehen, Onlinediensten und Teletext“ in denen es heißt: „Bei der Erfüllung der Verpflichtung zur angemessenen Berücksichtigung der Bedeutung der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sind nicht nur die durch diese Institutionen gesetzten Ereignisse in ihrer gesellschaftlichen Relevanz, sondern auch die Glaubensinhalte dieser Kirchen und Religionsgemeinschaften zu berücksichtigen und zu vermitteln.“  Allerdings wird dort nichts über die Anzahl der Sendestunden geschrieben. Eine Reduzierung würde also auch nicht gegen diesen Auftrag verstoßen.
Nicht nur über Kirche zu berichten, sondern auch Glaubensinhalte zu vermitteln, heißt aber auch, subtile Werbung dafür zu betreiben. Insofern könnte man versucht sein, zu berechnen, was dem ORF an Werbeeinnahmen entgeht bzw. welche Kosten die Kirchen für diese Werbung nicht bezahlen müssen.
Für das ORF-Radio wurden dafür die detaillierten Angaben im Jahresbericht 2010 des ORF ausgewertet, in dem für die Sender Österreich 1, Hitradio Ö3, Radio FM4 und alle neun Regionalsender für eine Musterwoche (6.9. bis 12.9.2010) die genauen Sekundenanteile für die einzelnen Programmkategorien dargestellt sind. Dabei handelt es sich nur um die Wortanteile in den Sendungen. Die erheblichen höheren Musikanteile an den Sendungen wurden nicht nach Religion differenziert, und ebenso ist anzunehmen, dass es um die kirchlichen Feiertage zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten noch höhere Anteile geben wird. Insofern sind diese Angaben als unterster Wert zu betrachten.
Pro Jahr werden, auf dieser Basis, von allen ORF-Radios rund 905 Stunden (= 54.300 Minuten bzw. 3.258.000 Se-kunden) Wortsendungen zum Thema Religion ausgestrahlt.
Wenn man als Durchschnittseinnahme mindestens 10 Euro pro Werbesekunde ansetzt, denn die Tarife variieren sowohl nach Sender, Tageszeit, Wochentag und Monat (Ö3: rund 50 Euro, Radio Wien: 15 Euro, Radio Kärnten: 8 Euro und FM 4: 5 Euro), und einen Großkundenrabatt von 20 Prozent berücksichtigt, dann hätten die Kirche in etwa eine geldwerte Ersparnis bzw. der ORF einen Verlust an Werbeeinahmen von rund 26 Millionen Euro.
Wenn man diesen Gedanken weiter spielt, dann hat es im ORF-TV (2010) rund 186 Stunden (das sind 662.000 Sekunden) Religionswerbesendungen gegeben. Auch hier variieren die Tarife nach Tageszeit, Wochentag und Monat zwischen 60 bis 420 Euro pro Werbesekunde. Bei angenommenen untersten Durchschnittseinnahmen von 100 Euro pro Werbesekunde und wiederum 20 Prozent Großkundenrabatt hätten die Kirchen eine geldwerte Ersparnis bzw. der ORF einen Verlust an Werbeeinahmen von rund 53 Millionen Euro.
Das wäre zusammen eine Summe von rund 79 Millionen Euro. Und den ergänzenden Teil zu diesen Werbesendungen erbringt arbeitsteilig das Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz, das in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Presseverband in der Zeitschrift „memo“ die religiösen Sendungen der Hauptabteilung Religion im ORF Radio dokumentiert und eine Vorschau auf die kommenden Radiogottesdienst publiziert.
Besonders bemerkenswert war das Verhalten des ORF am Karfreitag 2012. Mit den Worten „In dieser Stunde starb Jesus Christus am Kreuz“ wurde um genau 15:00 Uhr im Radio Niederösterreich eine „Funk-Stille“ eingeleitet. Andere ORF-Regionalsender verhielten sich analog und selbst Ö1 schloss sich diesem Trauerritual des Österreichischen Rundfunks an. Ähnlich fromm zeigt sich zeitgleich auch die TV-Sparte des ORF: während ein ORF2-Moderator aus der Bibel las, wurde ein Schmerzensmann eingeblendet, begleitet aus einem Zitat aus dem Lukas-Evangelium.
Natürlich kann man auch anderer Meinung sein, und diesen Aspekt der Werbesendungen zumindest zu einem großen Teil überprüfen – Gottesdienstübertragungen sind klare Werbung und bewirken Mitgliederbindung, kritische Beiträge im Religionsformat hingegen sind es nicht. Insofern kann man auf jeden Fall die Produktionskosten des ORF als geldwerte Leistung zugunsten der Kirche betrachten. Das genau zu berechnen wäre allerdings eine eigene aufwändige Recherche, da die Produktionspreise der verschiedensten Formate erfasst werden müssten. Der niedrigste Durchschnittswert wäre der Anteil der Sendungen am Gesamtprogramm (1,1 %) und der gleiche Anteil am Budget des ORF (von rund 920 Millionen Euro) und das wären (für 2010) etwa 10 Millionen Euro.